Erst die Pandemie, dann der Krieg in der Ukraine – die „Dauerkrise“ der 2020er-Jahre setzte sich auch in 2022 weiter fort. Bei der Bewältigung der multiplen Krisenlagen fest an der Seite des Landes standen und stehen in der Bundeshauptstadt die Ehren- und Hauptamtlichen des Berliner Roten Kreuzes. Dementsprechend stand auch die Berliner DRK-Landesversammlung 2022 ganz im Zeichen der Krisenbewältigung und der Würdigung des herausragenden Einsatzes der Berliner Rotkreuzler im Rahmen der Ukraine-Nothilfe.
Der Präsident des DRK in Berlin, Mario Czaja, eröffnete die Versammlung vor mehr als 60 Delegierten des Berliner Roten Kreuzes. Er sprach den Berliner Rotkreuzlern für ihr professionelles und ausdauerndes Engagement in den zurückliegenden Monaten Dank und Anerkennung aus: „Opfern von Konflikten und Katastrophen Hilfe zu gewähren, schnell, empathisch und allein nach dem Maß ihrer Not, ist eine ureigene Aufgabe der Rotkreuz-Bewegung. Im Rahmen der Ukraine-Nothilfe konnte das DRK in Berlin dieser Aufgabe und diesem Anspruch dank des unermüdlichen Einsatzes unserer Mitstreiter zuverlässig und auf höchstem Niveau gerecht werden.“
Czaja würdigte ausdrücklich den engen Schulterschluss der Berliner Hilfsorganisationen bei der Betreuung im „Ukraine Ankunftszentrum TXL“: „Unter dem gemeinsamen Motto ‚Wir helfen Berlin‘ haben sich die Berliner Hilfsorganisationen – Arbeiter-Samariter-Bund, Johanniter-Unfall-Hilfe, Malteser Hilfsdienst und Deutsches Rotes Kreuz – erneut als verlässlicher Partner des Landes Berlin und seiner Landesregierung erwiesen, und es geschafft, besonders große Herausforderungen zu meistern. Nach der Corona-Impfkampagne ist das ‚Ukraine Ankunftszentrum TXL‘ ein weiteres Großprojekt, das wir gemeinsam übernommen haben.“
Seit dem Kriegsausbruch im Frühjahr waren und sind DRK-Kräfte in Berlin an vielen Orten und auf vielen Ebenen am Ausbau und Erhalt von Strukturen für die Versorgung und Unterbringung von Geflüchteten beteiligt – zum Beispiel durch die Bereitstellung von Feldbetten und Decken für Notunterkünfte und die medizinische Erstversorgung am Hauptbahnhof. Auf dem Gelände des stillgelegten Hauptstadtflughafens wurden seit der Eröffnung des Ankunftszentrums am 20. März über 68.000 Geflüchtete aus der Ukraine im Auftrag der Sozialverwaltung willkommen geheißen. Der Einsatz schloss sich nahtlos an die Herausforderungen der Berliner Impfkampagne an, in deren Verlauf das DRK und die anderen Hilfsorganisationen seit Dezember 2020 bislang mehr als 3,3, Millionen Schutzimpfungen in Corona-Impfzentren und -stellen sowie durch Mobile Impfteams verabreicht haben.
Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey bedankte sich im Namen des Landes Berlin in einer Grußbotschaft bei den Ehren- und Hauptamtlichen des Berliner Roten Kreuzes für ihr Engagement: „In herausfordernden Zeiten wie diesen ist es wichtig, eine starke und leistungsfähige Organisation wie das Berliner Rote Kreuz an unserer Seite zu haben. Das Berliner Rote Kreuz zeigt, worauf es jetzt ankommt: auf Gemeinsinn, auf ein Miteinander und darauf, für andere da zu sein. Und dabei schaffen Sie es immer wieder, die große Professionalität Ihrer Hilfsangebote mit begeisterndem, ehrenamtlichen Engagement zu verbinden.“
Katja Kipping, Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, würdigte die Arbeit der DRK-Kräfte in Berlin bei der Landesversammlung persönlich: „Ich habe die großartige Arbeit der vielen Haupt- und Ehrenamtlichen des DRK Berlin in den vergangenen Monaten vor allem bei der sozialen und gesundheitlichen Betreuung geflüchteter Menschen kennen und schätzen gelernt – am Berliner Hauptbahnhof ebenso wie im Ukraine-Ankunftszentrum in Tegel. Dort hat das Land Berlin innerhalb weniger Wochen nach Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine aus dem leerstehenden Flughafengelände das größte Ankunftszentrum des Landes für geflüchtete Menschen aus der Ukraine errichtet – mit dem DRK als Betreiber an der Spitze eines Konsortiums von Hilfsorganisationen. Seitdem haben viele Bundesminister und ausländische Delegationen das Ukraine-Ankunftszentrum in Tegel besucht und immer wieder die professionelle und empathische Arbeit der Beschäftigten dort gelobt. Ich reiche dieses Lob heute gern weiter an die DRK-Beschäftigten und bedanke mich ebenso herzlich für diese enorme Arbeit und ihr hohes Engagement für Menschen, die dringend unsere Hilfe brauchen.“
„Die Geflüchtetenhilfe und die Unterstützung von Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Pandemie haben in allen Gliederungen und Gemeinschaften des Berliner Roten Kreuzes viele Ressourcen gebunden. Doch auch jenseits der Krisenbewältigung haben die Rotkreuzler in Berlin wieder auf vielfältige Art und Weise gezeigt, dass sie zur Stelle sind, wenn sie gebraucht werden“, betonte Gudrun Sturm, Landesgeschäftsführerin und Vorsitzende des Vorstands. Sie stellte in ihrem Bericht die Aktivitäten des Berliner DRK als Wohlfahrtsverband im Gesundheits- und Sozialwesen in den Fokus.
So absolvierten allein im Vorjahr 207 Personen eine rettungsdienstliche Aus- oder Weiterbildung an der Berliner DRK-Landesschule. Auch die Notrufsysteme des DRK in Berlin blieben ein gefragtes Angebot. „Zu Hochzeiten der Corona-Pandemie, als soziale Kontakte zu Angehörigen, Freunden und Nachbarn auf ein Minimum beschränkt waren, haben viele Neukunden zu unseren Notrufsystemen gefunden. Auf das gute Gefühl, zu wissen, dass kompetente Hilfe im Notfall nur einen Knopfdruck entfernt ist, wollen viele nicht mehr verzichten“, so Sturm.
Im Rahmen der Landesversammlung wurde Lars Gröting zum neuen Vertreter des Jugendrotkreuzes in das Präsidium des DRK in Berlin gewählt.
Die Landesversammlung ist das oberste Beschlussorgan des Berliner Roten Kreuzes. Sie besteht aus den von den DRK-Kreisverbänden entsandten Delegierten, den Mitgliedern des Landesausschusses, den Vertretern der mit Stimmrecht ausgestatteten gemeinnützigen Organisationen und den Vorsitzenden der Fachausschüsse, die ihre Funktionen allesamt ehrenamtlich ausüben.