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Tipps für einen unbeschwerten Sommer: „Vorsicht vor Selbstüberschätzung“

Jörg F. Müller / DRK

Zum Start der Sommerferien in Berlin und Brandenburg gibt Jens-Uwe Retter, Landesarzt des Berliner Roten Kreuzes, Tipps für einen unbeschwerten Sommer und klärt zu den wichtigsten Fragen rund um das Thema Schwimmen, Sonne und Hitze auf.

Unterkühlung vermeiden

Gerade an heißen Tagen sollte man sich beim Gang ins Wasser nach und nach abkühlen und auf den spontanen Sprung ins kühle Nass verzichten. Denn beim Sprung ins kalte Wasser versucht der Körper, seine Zentrale zu schützen. Dabei verengen sich die Gefäße. Bei zu großen Temperaturdifferenzen kann das zu Bewusstlosigkeit führen. Besonders gefährdet sind Kinder und ältere Menschen.

Vorsicht vor Selbstüberschätzung

Alkoholgenuss am Strand kann dazu führen, dass die eigene Leistungsfähigkeit überschätzt wird. Selbstüberschätzung kann im Wasser fatale Folgen haben. Auch Menschen, die regelmäßig Medikamente einnehmen müssen, sollten sich nicht allzu kühn in die Fluten begeben, sondern die Wirkung der Medikamente auf ihre physische Leistungsfähigkeit einkalkulieren. Alkohol und Medikamente vermindern im Wasser oft Kraft und Ausdauer.

Strömungen und Wasserqualität beachten

Es ist ein Unterschied, ob man sich in einem ruhigen See oder in einem fließenden Gewässer erfrischen möchte. In Flüssen können Strömungen selbst erfahrene Schwimmer vor erhebliche Herausforderungen stellen. Auch die Wasserqualität ist ein wichtiger Faktor. In Gewässern mit Algen kann man sich als Schwimmer schnell verheddern und so in Seenot geraten. Blaualgen können zu allergischen Reaktionen führen. Zum Glück ist die Gewässerqualität in vielen Berliner und Brandenburger Gewässern aktuell gut bis sehr gut.

Keine Sprünge in unbekannte Gewässer

In jedem Jahr ereignen sich schwere Unfälle, weil Menschen gedankenlos in ihnen unbekannte Gewässer springen – wozu übrigens auch durchaus Pools gehören können. Die Folgen sind nicht nur Knochenbrüche, sondern in den schlimmsten Fällen auch Querschnittslähmungen.

Kinder müssen schwimmen können

Wir müssen früh dafür sorgen, dass unsere Kinder das Schwimmen erlernen. Spätestens am Ende der Grundschule sollte dies der Fall sein. Das DRK in Berlin bietet für Kinder und auch Nachzügler regelmäßige Schwimmkurse in den Berliner Bädern an. Nähere Informationen bieten die zuständigen DRK-Kreisverbände in den Bezirken. Eltern und Betreuer müssen darauf achten, dass gerade kleine Kinder nie unbegleitet am und im Wasser spielen.

Warnungen des Wetterdienstes beachten

In den kommenden Tagen wird es zudem sehr heiß, der Hochsommer kündigt sich mit über 35 Grad an. Der Wetterdienst hat bereits eine Hitzewarnung herausgegeben, denn hochsommerliche Temperaturen können zu erheblichen Gesundheitsschäden führen – besonders bei älteren oder kranken Menschen. Deswegen sollten Sie auch diese Hinweise beachten. Erste Hinweise für einen Hitzenotfall können Kreislaufprobleme oder ein plötzlicher Kreislaufkollaps, aber auch Muskelkrämpfe sein, z. B. in den Beinen.

Wie kann ich schnell helfen?

Geben Sie den Betroffenen gekühlte, elektrolythaltige Getränke zum Trinken, z. B. Apfelsaftschorle. Öffnen Sie überflüssige oder enge Kleidung um einen Wärmestau zu verhindern. Sorgen Sie für Kühlung durch kalte Umschläge und Zufächeln von Luft. Wenn der Zustand des Hitzeopfers kritisch ist, rufen Sie den Rettungsdienst (Tel. 112). 

Wie kann ich vorbeugen?

Viel Trinken! Trinken Sie bei großer Hitze mehr als sonst, mindestens 2,5 bis 3 Liter. Meiden Sie Alkohol, da er zu vermehrten Flüssigkeitsverlusten führt – unabhängig vom Alter. Besonders ältere Menschen müssen bei großer Hitze darauf achten, ausreichend zu trinken. Bei Hitze verschärft sich das Problem, da durch das Schwitzen mehr Flüssigkeit ausgeschieden wird. Kranke Menschen sind bei Hitze ebenfalls besonders gefährdet, da bestimmte Medikamente entwässernd wirken.

Direkte Sonne und Anstrengung meiden

Vermeiden Sie längere Aufenthalte in der Sonne und körperlichen Anstrengungen. Bewegungen in warmer Umgebung belasten den Kreislauf doppelt. Bei Aktivitäten im Freien unbedingt eine Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor auftragen. Lichtdichte Kleidung, die den Schweiß aufnehmen kann und wärmedurchlässig ist, schützt zusätzlich.  

Kleinkinder und Senioren dürfen nicht der direkten Sonne ausgesetzt werden. Deshalb sollten kleine Kinder und ältere Menschen im Freien einen Sonnenhut, evtl. mit einem Nackenschutz, tragen.

Räume kühlen

Wohnungen und Büros sollten möglichst kühl gehalten und am Abend oder am Morgen gut durchlüftet werden. Tagsüber sollten Sie die Vorhänge zuziehen sowie Fenster und Türen schließen, um das Eindringen von Wärme zu verhindern.

Wie gehe ich mit einem Zeckenbiss um?

Einen Zeckenbiss kann man kaum übersehen. Meist erkennt man den dunklen Körper des Spinnentieres. Die Zecke sollte möglichst schnell und vollständig mit einer Pinzette entfernt werden. Ist man sich nicht sicher, ob das Beißwerkzeug noch in der Haut steckt, kann man sich an seinen Hautarzt wenden. Die Zecken können auch in Deutschland die Lyme-Borreliose oder die FSME (Frühsommer-Meningokokken-Enzephalitis) übertragen. Daher ist es ist wichtig, die Bissstelle noch Wochen weiter zu beobachten. Hierbei achtet man auf die so genannte Wanderröte. Auch grippeähnliche Symptome sind möglich.

Was mache ich bei Verbrennungen beim Grillen?

Das Grillen im Sommer ist beliebt, aber bei unsachgemäßer Durchführung auch gefährlich, obwohl die modernen Anzünder die Gefahr deutlich minimiert haben. Sollte es doch zu einem Unfall kommen, sollte man die betroffene Stelle (wenn nicht größer als die Handfläche) sofort mit etwa 20 °C temperiertem Wasser für 5 bis 10 Minuten kühlen. Das lindert die Schmerzen. Großflächigere Verletzungen, besonders offene Wunden werden nicht mit Wasser begossen. Hier ist die Vorstellung beim Arzt unbedingt erforderlich

Woran erkenne ich einen Hitzschlag und wie gehe ich damit um?

Zeigen sich nach langem Aufenthalt in der Sonne heiße und trockene Haut, schneller Puls oder Müdigkeit und Erschöpfung kann es zu einem Hitzschlag gekommen sein. In dramatischen Fällen kann das zu Krämpfen und Erbrechen, Schwindel, Verwirrtheit, Halluzinationen führen. Da muss schnell gehandelt werden. Die Betroffenen müssen sofort aus der Hitzeeinwirkung gebracht werden. Ist die Person wach, kann sie sitzen. Dann können auch kühle Getränke angeboten werden.

Ist die Person benommen kann man die Beine hochlagern. Wenn der Betroffene bewusstlos ist sollte man die stabile Seitenlage anwenden. Wichtig ist es, sich weitere Hilfe zu holen und umgehend den Rettungsdienst zu rufen (Tel. 112). Bis zum Eintreffen der Sanitäter sollte man das Bewusstsein und die Atmung prüfen und den Körper mit feuchten Tüchern kühlen, besonders im Bereich von Kopf und Nacken.